Wetzlar hat das erste Bodenschutzkonzept in Hessen Dezember 15, 2020 Am Montag haben die Stadtverordneten in Wetzlar mit einer breiten Mehrheit für ein Bodenschutzkonzept abgestimmt. Die Stadt wird damit eine Vorreiterrolle in ganz Hessen einnehmen. Mit dem Konzept lassen sich in Zukunft u. a. Streits um künftige Neubauten minimieren, weil man vorher schon weiß welcher Boden besonders fruchtbar und nicht bebaut werden sollte. In den letzten Jahren wurde in vielen hessischen Kommunen und Städten gebaut. Viele Flächen, zum Teil mit sehr wertvollen fruchtbaren Böden, wurden betoniert und versiegelt. Die Landesregierung forderte deshalb ein Umdenken der Kommunen und Städte. In einer Kooperation mit dem hessischen Umweltministerium ist nun Wetzlar als erste Stadt in ganz Hessen dem Auftrag nachgekommen. Das Bodenschutzkonzept soll nun auch anderen Kommunen zur Verfügung stehen und als direkte Vorlage dienen. Böden übernehmen wichtige Aufgaben, wie die hessische Umweltministerin Priska Hinz erläutert: „Böden stellen wie Luft und Wasser eine existenzielle Lebensgrundlage für den Menschen sowie Tiere und Pflanzen dar: Sie speichern Niederschläge und Kohlenstoff. Böden sind die zentrale Produktionsgrundlage für Nahrungsmittel und nachwachsende Rohstoffe. Außerdem sind sie Lebensraum für unzählige Organismen und damit einen wichtigen Baustein der Biodiversität. Gerade in besiedelten Gebieten haben sie eine hohe Bedeutung für die Lebensqualität der Menschen, denn unversiegelte Böden wirken kühlend auf die Umgebung und bieten gleichzeitig Standorte für Pflanzen und Grünanlagen. Bei Starkregen halten sie das Wasser in der Fläche und tragen so zum Schutz vor Überflutungen bei. Damit erfüllen Böden auch eine wichtige Funktion für den Klimaschutz und die Klimaanpassung. Gemeinsam mit der Stadt Wetzlar haben wir nun in einem Pilotvorhaben ein Bodenschutzkonzept erstellen lassen. Das Projekt hat Vorbildcharakter und ist ein Ansporn für andere Kommunen, ihre Böden als kostbares Gut zu erkennen und stärker zu schützen“ Umweltministerium fördert kommunales Bodenschutzkonzept Kommunen kommt eine besondere Funktion beim Umgang mit Böden zu. Daher unterstützt das hessische Umweltministerium deren Bemühungen. Insgesamt wurden dafür 100.000 Euro zur Verfügung gestellt. Zur Erstellung des Bodenschutzkonzeptes für Wetzlar wurden die bodenbezogenen Aufgaben in der Stadt analysiert, die Eigenschaften der Böden, ihre Beschaffenheit und Empfindlichkeit bewertet und eine Bodenfunktionsbewertungskarte erstellt sowie ein detaillierter Maßnahmenkatalog entwickelt. Wetzlar geht wichtigen Schritt auf dem Weg zu mehr Bodenschutz Wetzlar war aber nicht immer ein Vorreiter in Sachen Bodenschutz. Wie andere Städte auch hatte es viele Flächen zugebaut, um Wohnraum für Zugezogenen zu schaffen. Vor dem Hintergrund der lange zurückreichenden industriellen Geschichte Wetzlars standen bei uns in Wetzlar bisher vor allem mögliche Schadstoffbelastungen von Böden im Mittelpunkt des Verwaltungshandelns. Der oftmals sorglose Umgang mit Boden in der Vergangenheit und die aus heutiger Sicht dabei begangenen Fehler haben uns darin bestärkt, an dem Pilotprojekt teilzunehmen. Das Bodenschutzkonzept ist für uns nun eine hervorragende Grundlage, zukünftig die natürlichen Leistungen der Böden bei unseren städtischen Planungen viel besser berücksichtigen zu können, neue Fehler im Umgang mit Boden zu vermeiden und so eine nachhaltige Stadtentwicklung weiter voran zu treiben. Foto: Norbert Kortlüke, Wetzlars Umweltdezernent (© privat) „Kommunale Bodenschutzkonzepte sind wichtig, um leistungsfähige Böden zu erhalten. Die Erkenntnisse können dann in die Stadtplanung einfließen“, erklärte Hinz. Neben der Bauleitplanung können auch andere Verwaltungsbereiche, die beispielsweise Grünflächenunterhaltung oder Hochwasservorsorge betreffen, von dem Bodenschutzkonzept profitieren. Zum Beispiel kann bei der Erschließung neuer Bauflächen bereits darauf geachtet werden, dass der Boden geschont wird, wo später Grünflächen entstehen sollen. Außerdem können bei der Entscheidung über die Lage späterer Grünflächen die Bodenfunktionen berücksichtigt werden, um möglichst geeignete Standorte auszuwählen. Um eine Versickerung von Niederschlagswasser als Beitrag zum Hochwasserschutz zu gewährleisten, liefert ein Bodenschutzkonzept der Kommune belastbare Grundlagen um, Böden mit hoher Wasserspeicherkapazität nicht zu überbauen. Hintergrund Die Aufstellung des umfassenden Bodenschutzkonzepts für die Stadt Wetzlar begründet sich aus der seit 2018 bestehenden Kooperation zwischen dem Hessischen Umweltministerium und der Stadt Wetzlar. Die Grundlage bilden gesetzlich verankerte Ziele zum Bodenschutz, denen auch die Kommunen verpflichtet sind. Das Hessische Altlasten und Bodenschutzgesetz bestimmt zudem, dass auch Städte und Gemeinden vorbildhaft zur Erreichung dieser Zielsetzungen beizutragen haben. Mehr Informationen: Bodenschutzkonzept für die Stadt Wetzlar (Broschüre) Bodenschutz in Kommunen (Umweltministerium Hessen) Bodenschutzkonzept soll Streit um Neubauen verhindern (Hessenschau) Wetzlar erarbeitet erstes Bodenschutzkonzept in Hessen (Hessenschau Audio)