In der letzten Stadtverordnetenversammlung am Dienstag, den 23. Juni 2025, haben wir über das Naturbad, das integrierte Klimaanpassungskonzept, die Nachnutzung des Gebäudes der Musikschule am Schillerplatz gesprochen.
Diese Reden wurden gehalten:
Rede: Petra Strehlau
Sehr geehrte Damen und Herren,
heute ist ein besonderer Tag für unsere Stadt: Nach einigen Herausforderungen und Verzögerungen bei den Bauarbeiten, wie der Umsiedelung der Fledermäuse und den Bauvergaben, freuen wir uns nun, gemeinsam auf die Eröffnung unseres neuen Naturerlebnisbades.
Der 14. Juni 2025 markiert für uns einen Neuanfang – ein Schritt in eine nachhaltige, umweltfreundliche Zukunft. Das Bürgergutachten hat deutlich für ein Naturbad gestimmt, und wir haben diese Wünsche in die Planung integriert. Das Bad wird klimaneutral betrieben, mit Photovoltaik-Anlagen und biologischer Wasseraufbereitung. Es ist ein Ort, der naturnahes Lernen und Erleben ermöglicht, mit etwa 1000 Quadratmetern Strandfläche und einem atemberaubenden Lahnblick.
In den sozialen Netzwerken wurde viel diskutiert, insbesondere über das alte Bad mit Edelstahlbecken, das erhalten bleiben soll, sowie über die fehlende Heizung im Becken. Ich möchte an dieser Stelle betonen, dass das neue Bad bewusst ohne beheiztes Wasser gestaltet wurde, um den Klimaschutz zu fördern. Das Wasser wird biologisch aufbereitet, und wir setzen auf nachhaltige Technologien.
Leider wird die Gastronomie aufgrund der verkürzten Saison erst im nächsten Frühjahr wieder öffnen können. Als Übergangslösung wird ein Foodtruck für unsere Gäste bereitstehen.
Als Zeichen unseres Engagements für die Gemeinschaft und den Umweltschutz haben wir für diese Saison den Eintritt für alle Besucherinnen und Besucher frei gegeben – eine wunderbare Geste der Stadt, um den Start zu feiern, auch wenn noch nicht alles fertig ist und es möglicherweise zu kleinen Störungen kommen kann.
Ich lade alle Kritiker herzlich ein, sich bei freiem Eintritt ein Bild von unserem neuen Naturerlebnisbad zu machen. Nutzen Sie die Gelegenheit, sich selbst von der Qualität und dem Konzept zu überzeugen.
Abschließend möchte ich sagen: Ich freue mich sehr, dass wir eröffnen dürfen. Dieses Bad ist mehr als nur eine Schwimmstätte – es ist ein Beitrag zum Klimaschutz, zur naturnahen Bildung und zum Wohl unserer Stadt. Lassen Sie uns gemeinsam diesen Neuanfang feiern und das Bad zu einem Ort machen, an dem Natur, Erholung und Gemeinschaft im Einklang stehen.
Ein weiterer Schritt in Richtung Zukunft ist die Umstellung unseres Kartensystems: Es wird eine gemeinsame Karte für beide Bäder geben, die aufgeladen werden kann. Bestehende Karten bleiben gültig und werden auf die neue Karte übertragen. Das ist eine tolle Chance, einen attraktiven Anziehungspunkt in Wetzlar zu etablieren.
Wir stimmen selbstverständlich zu.
Rednerin: Dr. Barbara Greis
„Sehr geehrter Herr Stadtverordnetenvorsteher, sehr geehrte Stadtverordnete,
schon mit dem Titelbild des heute zu beschließenden Klimaanpassungskonzeptes wird uns deutlich vor Augen geführt, welche Klimaentwicklung wir zu erwarten haben. Ich meine nicht die schöne – zum Spaziergang einladende Abbildung der Avignon-Anlage – sondern die darunter befindlichen farbigen Streifen, die sog. Erwärmungs- oder Klimastreifen des Wissenschaftlers Ed Hawkins.
Für den Zeitraum von 1881 bis 2023 wird damit die Entwicklung der mittleren Jahrestemperatur dargestellt. Jeder vertikale Farbstreifen steht für ein Jahr. Die Farben geben die Abweichung der mittleren Jahrestemperatur von der durchschnittlichen Temperatur der Referenzperiode von 1961-1990 wieder. Blau steht für die Abweichung nach unten und Rot für die nach oben, und die Farbintensität für das Maß der Abweichung. Die Zunahme der roten Streifen in den letzten Jahren ist dabei unübersehbar.
Die Klimaveränderung lässt sich nicht mehr wegdiskutieren, im Gegenteil sie wird immer spürbarer werden. – mit all ihren Folgen wie Starkregen, Stürme, immer mehr Hitzetagen. Hier erinnere ich an das zwar zeitlich kurze, aber heftige Unwetter Anfang Mai in diesem Jahr. – Und das Ziel, die Klima-Erwärmung aufzuhalten oder zu begrenzen, werden wir vermutlich auch nicht in dem erforderlichen Maße erreichen.
Das bedeutet, dass wir – neben den Maßnahmen zum Klimaschutz – uns Strategien überlegen müssen, um die unvermeidbaren Folgen des Klimawandels bewältigen zu können, sie erträglicher zu machen. Und das ist der Grund, warum wir für unsere Stadt ein Klimaanpassungskonzept auf den Weg gebracht haben.
Inzwischen ist das Aufstellen eines solchen Klimaanpassungskonzeptes keine freiwillige Angelegenheit mehr; denn nach dem Bundes-Klimaanpassungsgesetz (KAnG) vom 24.07.2024 sind die Länder verpflichtet, dafür zu sorgen, dass Kommunen und Kreise Klimaanpassungskonzepte erarbeiten.
Was uns hier heute nun zur Beschlussfassung vorliegt, ist eine grundlegende, umfassende Studie, die im Kapitel 6 entsprechende Maßnahmen vorschlägt, die die Widerstandsfähigkeit der Stadt gegenüber den Folgen des Klimawandels stärken soll. An dieser Stelle möchte ich lobend erwähnen, dass dieses Konzept hier im Hause entstanden ist unter der Mitwirkung vieler betroffener Ämter, die ihr Wissen und ihre Erfahrungen eingebracht haben. Es wurden aber nicht nur Fachleute aus der Stadtverwaltung beteiligt, sondern auch aus anderen stadtnahen Betrieben und Gesellschaften, ebenso wie externe Fachakteure des THW, der Malteser aber auch der Lahn-Doll-Kliniken, des LDK u.a..
Darüber hinaus fanden auch viele der bereits vorliegenden Konzepte Berücksichtigung: das Klimaschutzkonzept, die Stadtklimaanalyse, die Innenentwicklung in Wetzlar, das Bodenschutzkonzept, der Rahmenplan Altstadt um nur einige zu nennen. All diese Konzepte weisen mal mehr, mal weniger Synergien zur Klimaanpassung auf.
Zunächst wurden die unterschiedlichen Handlungsfelder identifiziert, insgesamt 15. Dazu gehören neben „ Wasser, Boden, Verkehr und Bauwesen“ auch die Handlungsfelder
„Gesundheit“ und „Umweltgerechtigkeit“. Es werden mögliche Anpassungsstrategien aufgezeigt, von denen manche schon in der Umsetzung sind wie z. B. die Renaturierung unserer Bachläufe.
In einem weiteren Kapitel werden das Leitbild und fünf Ziele für die kommunale Anpassung formuliert, nachzulesen auf der Seite 126 des Konzeptes.
Im folgenden Maßnahmenkatalog werden die einzelnen Maßnahmen – 25 an der Zahl – unter den verschiedensten Gesichtspunkten untersucht, dazu zählt u.a. die Wirksamkeit, die Priorität, aber auch die finanzielle Möglichkeit der Umsetzung wie auch die Akzeptanz.
Das beste Konzept nützt nichts, wenn es in der Schublade verschwindet, es muss auch fortgeführt und umgesetzt werden. – Und auch dafür liefert dieses Konzept Vorschläge und Anregungen u.a.:
- die Verstetigung der Stelle eines Klimamanagers
- die Einrichtung einer ämterübergreifenden Arbeitsgruppe
- Beteiligungsformate zur Partizipation der Bürgerschaft – u.v.m.
Deshalb ist neben dieser Verstetigungsstrategie auch ein Controllingkonzept und eine Kommunikationsstrategie angesprochen; denn es ist wichtig, bei solchen für uns alle bedeutsamen Projekten die Bürgerschaft von Anbeginn an mitzunehmen.
An dieser Stelle möchte ich Herrn Batinic meinen Dank für die Erarbeitung dieses grundlegenden Konzeptes aussprechen.
…..und an uns alle den Apell richten:
.wir müssen mit der Umsetzung der Maßnahmen zur Klimaanpassung mindestens genauso schnell sein, wie die Klimaveränderung voran schreitet, um den Status Quo zu halten. Besser wäre eine raschere Anpassung und dafür bietet dieses Konzept m.E. eine gute Grundlage. Deshalb bitte ich sie, diesem Konzept zuzustimmen – und später ebenso den daraus resultierenden Beschlüssen zur Umsetzung der Klimaanpassungsmaßnahmen.
Danke“
Rede: Michaela Ripl
„Sehr geehrter Herr Stadtverordnetenvorsteher, sehr geehrte Damen und Herren Stadtverordnete
Es ist abgemachte Sache – die Musikschule wird dauerhaft in die Domhöfe umziehen, die neuen Räume dort werden/ auf ihre Bedarfe zugeschnitten, inklusive Verwaltungs- und Unterrichtstätigkeit sowie eines Veranstaltungssaals.
Nach dem Umzug der Musikschule in die neuen Räumlichkeiten wird das alte Gebäude am Schillerplatz zunächst saniert, Brandschutz und barrierefreier Zugang zu allen Stockwerken muss gewährleistet werden. Und dann? Was passiert mit dem dann ehemaligen Haus der Musik am Schillerplatz nach der Sanierung?
In den Begründungstext der Beschlussfassung zur „künftigen Organisation der Musikschularbeit „ (Drucksache 0572/22) (am 24.11.2022 durch die Stadtverordnetenversammlung einstimmig beschlossen) wurde auch die künftige Nutzung des Gebäudes mitaufgenommen: „Die Verpachtung durch die WWG hat mit dem Ziel zu erfolgen, dass nur solche Nutzungen in dem Objekt abgebildet werden können, die dazu beitragen, im Bereich der unteren Altstadt die von dem Musikschulbetrieb bisher ausgehende Publikumsfrequenz zu kompensieren“
Der vorliegende Prüfantrag beschäftigt sich nun damit, ob und wie das Standesamt in das freiwerdende Gebäude am Schillerplatz verlegt werden könnte.
Die Idee, das Standesamt an den Schillerplatz zu verlegen, hat die im Begründungstext aufgeführten Vorteile: Neben der Schaffung eines angemessenen Trausaals sorgen die Feierlichkeiten sicherlich für Frequenz und Lebendigkeit, die Weiterentwicklung des Klostergartens könnte z.B. mit der Erweiterung der Grünfläche auch für mehr Attraktivität für die Wetzlarer Bürger sorgen, siehe Klimaanpassungskonzept.
Auch die Nutzung des alten Trausaals im Alten Rathaus für die Kulturszene klingt/ist attraktiv: ein zusätzlicher Kulturraum in Wetzlar für unterschiedlichste Nutzung: neben den angesprochenen Verni- oder Finissagen sind auch Lesungen, Chor- oder Kammerkonzerte, Proben, Diskussionsrunden oder Mitgliederversammlungen denkbar, veranstaltet von Vereinen oder privaten Trägern.
Was also fehlt noch?
Im vorletzten Absatz der Begründung ist die Planung für die weiteren Bereiche des Gebäudes Schillerplatz 8 noch sehr vage gehalten: „öffentliche Nutzung“ oder Appartments werden hier genannt – und hier klingeln die Sorgenglöckchen der Kulturschaffenden, die sich im Rahmen des Bürgerbeteiligungsprozesses „Rahmenplan Altstadt“ und Kulturkonzeption engagiert hatten, sich für die Nachnutzung der Musikschule ein Kulturhaus gewünscht haben, mit Kulturräumen für Kulturschaffende und Vereine. Allein die Zurverfügungstellung eines Kulturhauses schafft noch keine lebendige Stadtkultur, aber ohne den Raum sich zu entfalten, wird jedes Engagement erstickt. Lebendige Stadtkultur aber erhöht die Attraktivität der Stadt für Einwohner und Touristen und kann somit ein wichtiger Wirtschaftsfaktor sein.
Um dieses Mehr an Kulturräumen einplanen zu können – ob am Schillerplatz oder anderswo – fehlt vielleicht noch die Konkretisierung der Bedarfe: die Nennung konkreter potentieller Nutzer, die Anforderungen an Größe der Räumlichkeiten, Art der Nutzung etc.. Hier sind nun die Kulturschaffenden und Vereine selbst gefragt, mit Unterstützung des Kulturamts, ihre Anforderungen zu sammeln und zu adressieren, damit sie in die Konzeption für die Nachnutzung des Gebäudes einfließen können.
Die Ergebnisse und letztendlich die Nachnutzungsentscheidung ist mit den städtischen Gremium abzustimmen.
Dem Prüfauftrag zur „Nachnutzung städtischer Gebäude Schillerplatz 8 (Musikschule) stimmen wir zu.“
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