Kapitel 4: Bildung und Forschung ermöglichen

Wir fördern gute Bildung von Anfang an

Für jedes Kind einen Kitaplatz in einer guten Kita
Mit einem Bundesqualitätsgesetz sorgen wir für Spitzenqualität in den Einrichtungen: Wir stellen sicher, dass sich eine Erzieherin oder ein Erzieher um höchstens vier unter Dreijährige und neun über Dreijährige gleichzeitig kümmern und stärken Fachkräften mit Fachberatung und weiteren Programmen den Rücken. Damit alle Kinder, auch Kinder mit Behinderungen, einen Platz in guten Kitas bekommen können, wollen wir das Engagement des Bundes beim Platzausbau weiterführen.

Mehr Fachkräfte an Kitas, Horten und Schulen

Für die wichtige Arbeit, die Erzieher*innen leisten, brauchen sie einen guten Lohn. Mit einer wirkungsvollen Fachkräfteoffensive wollen wir außerdem für faire Ausbildungsvergütungen, Weiterentwicklungsmöglichkeiten und gute Arbeitsbedingungen sorgen. Um den Lehrkräftemangel nachhaltig bewältigen zu können, wollen wir mit einem Bund-Länder-Programm hochwertige Quereinstiegsbildung fördern und gemeinsame Qualitätsstandards sichern.

Recht auf einen Ganztagsplatz für jedes Grundschulkind
Wir wollen einen individuellen Rechtsanspruch für jedes Grundschulkind auf Ganztagsbildung und -betreuung umsetzen. Der Anspruch auf Integrationshelfer*Innen muss überall gelten. Eltern von Kindern mit Behinderungen dürfen keine zusätzlichen Kosten entstehen. Um alle Grundschulen auf ihrem Weg zu inklusiven Orten der Ganztagsbildung zu unterstützen, werden wir ein Begleitprogramm zur Förderung von Schulentwicklungsprozessen auf den Weg bringen und damit Koordinierungsstellen fördern.

Corona-Rettungsschirm für Kinder

Damit jedes Kind den Anschluss behält, wollen wir über ein Bund-Länder-Modell-Programm jede Schule mit Budgets auszustatten für gezielte Lernförderung für Kinder mit besonderem Bedarf. Studierenden, angehende Absolvent*innen aus der akademischen und beruflichen Bildung sowie pensionierten Lehrkräfte soll ermöglicht werden, Schulen als kompetente Bildungslots*innen zu unterstützen.

Programm für Schulen in benachteiligten Regionen und Quartieren
Wir schlagen ein Bundesmodellprogramm für mehr Bildungsgerechtigkeit vor, um Schulen mit besonderem Unterstützungsbedarf zu stärken. Wir fördern multiprofessionelle Teams, in denen sich Lehrkräfte, Schulsozialarbeiter*innen und Erzieher*innen gegenseitig ergänzen und mit unterschiedlichen Perspektiven bereichern, um die Schüler*innen ideal unterstützen zu können. Dazu gehört es, systematische Präventions- und Interventionsarbeit zu leisten, Lernlücken zu schließen und deutsche Sprachfertigkeiten sowie die muttersprachlichen zu fördern.

Digitale Bildung auf die Höhe der Zeit bringen
Die Pandemie hat gezeigt, dass es bei der digitalen Bildung schon an den Grundlagen fehlt. Das wollen wir ändern: mit einer zeitgemäßen digitalen Ausstattung und mit Strukturen, die die Schulen beim digitalen Lehren und Lernen wirkungsvoll unterstützen. Dafür wollen wir auch den DigitalPakt zu einem echten gemeinsamen Vorhaben weiterentwickeln mit klaren Zielen und Zeithorizonten, die gemeinsam im Rahmen der jeweiligen Verantwortung von Bund, Ländern und Kommunen erreicht werden sollen.

Bildungszusammenarbeit von Bund und Ländern
Für notwendige Maßnahmen für ein gerechtes Bildungssystem braucht es einerseits eine ausreichende finanzielle Ausstattung der Länder, andererseits wollen wir die Kooperationsmöglichkeiten zwischen Bund, Ländern und Kommunen verfassungsrechtlich abgesichert stärken. Mit einer „Ermöglichungsklausel“ für die Bildungszusammenarbeit im Grundgesetz wäre gemeinsames Handeln dort möglich, wo es notwendig ist.

Wir stärken Ausbildung und Studium

Sichere Ausbildungsperspektiven
Wir fördern verstärkt Verbundausbildungen, nutzen wo notwendig auch außerbetriebliche Ausbildungen und unterstützen Unternehmen, die ausbilden wollen. Mit dem Ausbau der assistierten Ausbildung und ausbildungsbegleitender Hilfen wollen wir mehr Jugendliche in ihrer Ausbildung unterstützen. Damit alle Jugendlichen am Übergang von der Schule in den Beruf gute Beratung aus einer Hand und unter einem Dach erhalten, treiben wir den Ausbau flächendeckender Jugendberufsagenturen voran.

Berufliche und akademischer Bildung sind gleich viel wert
Berufliche und akademische Bildung müssen gleichwertige Chancen auf ein erfolgreiches Arbeitsleben bieten, damit eine echte Wahlfreiheit für junge Menschen besteht. Alle Berufsschulen müssen gut ausgestattet sein und es braucht eine Mindestausbildungsvergütung von 80 Prozent der durchschnittlichen tariflichen Ausbildungsvergütungen. Wir wollen die Gleichwertigkeit von beruflicher und akademischer Bildung bei Ausschreibungen der Bundesbehörden stärken.

Eine Grundsicherung in Ausbildung und Studium

Damit sich jede*r eine schulische Ausbildung oder ein Studium leisten kann, wollen wir als ersten Schritt das BAföG neu aufsetzen und zu einer Grundsicherung für Studierende und Auszubildende umbauen. Diese beinhaltet einen Garantiebetrag für alle Student*innen und Auszubildende und einen Bedarfszuschuss für jene aus einkommensarmen Elternhäusern. Außerdem wollen wir die Bildungsfinanzierung noch stärker eltern- und perspektivisch altersunabhängig konzipieren. Ein Schritt in diese Richtung ist die Einführung eines Weiterbildungs-Bafögs. Studiengebühren lehnen wir ab.

Wir ermöglichen lebensbegleitendes Lernen

Ein Rechtsanspruch auf Weiterbildung
Wir treten für einen individuellen Rechtsanspruch auf Weiterbildung ein. Für arbeitsmarktbedingte Weiterbildungen ist ein auskömmliches Weiterbildungsgeld nötig, für alle anderen, die sich beruflich entwickeln oder neuorientieren wollen, ein Weiterbildungs-BAföG. So profitieren auch diejenigen, die bei der beruflichen Weiterbildung bislang das Nachsehen haben, etwa Frauen, Menschen mit Migrationsgeschichte und alle prekär Beschäftigten.

Alphabetisierung vorantreiben
In Deutschland gelten gut sechs Millionen Menschen ab 18 Jahren als „funktionale Analphabet*innen“. Sie haben also Schwierigkeiten, ganze Texte zu verstehen. Die große Mehrheit von ihnen hat einen Schulabschluss. Diese Zahlen sind 100 Jahre nach Einführung der allgemeinen Schulpflicht und in einer der reichsten Industrienationen der Welt nicht hinnehmbar. Wir wollen Geld und Kurskapazitäten bereitstellen – für Erwachsene, aber auch für Kinder.

Wir verbessern die Bedingungen für Wissenschaft und Forschung

Mehr Raum für große Ideen
Die großen Herausforderungen unserer Zeit wie die Klimakrise, Pandemien oder auch eine effizientere Nutzung von Rohstoffen können können nur umfassend angegangen werden. Wir wollen die Förderpolitik des Bundes an den Nachhaltigkeitszielen (SDGs) ausrichten. Technische, soziale und ökologische Innovationen sind deshalb gleichwertig. Die Agentur für Sprunginnovation (SprinD) sollte flexibler ausgestaltet werden, damit sie sich auf ihre Kernaufgaben konzentrieren kann.

Forschungsfinanzierung aufstocken und vereinfachen
Wir wollen erreichen, dass bis 2025 Staat und Unternehmen insgesamt mindestens 3,5 % der Wirtschaftsleistung in Forschung und Entwicklung investieren. So ermöglichen wir mehr Kreativität, Freiräume und internationale Vernetzung und schaffen Planbarkeit in unserer Forschungslandschaft. Außerdem brauchen wir eine auskömmliche Grundfinanzierung in der Wissenschaft, um die Abhängigkeit von den in den letzten Jahren stark gestiegenen Drittmitteln wieder einzudämmen.

Wissenschaft für alle
Wissenschaftliche Beratung ist wichtiger für die demokratische Debatte denn je. Wir wollen interdisziplinäre wissenschaftliche Expertise frühzeitiger etwa durch Gesetzgebungslabore in die Politikentwicklung einbeziehen. Die Technikfolgenabschätzung und das Monitoring der gesellschaftlichen Folgen politischer Maßnahmen sollte ausgebaut werden, um Entscheidungsträger*innen zu unterstützen. Außerdem wollen wir die Wissenschaftskommunikation stärken und die Aus- und Weiterbildung von Wissenschaftler*innen in diesem Bereich fördern.

Hochschule fit machen
Den Hochschulen fehlt es an Investitionsmitteln für die digitale Infrastruktur und die IT-Sicherheit. Wir werden deshalb über eine Digitalisierungspauschale die IT-Infrastruktur an Hochschulen stärken, Aus- und Weiterbildung der Lehrenden ausbauen und digitale Beratungs- und Betreuungsangebote für Studierende ausweiten. Der Zugang zu Forschungsdaten soll erleichtert werden, indem wir Open Access zum Standard erklären und als wissenschaftliche Leitidee etablieren.

Bessere Arbeitsbedingungen und sichere Berufswege
Für Nachwuchswissenschaftler*innen gibt es vor allem an Hochschulen kaum planbare und sichere Berufswege. Dem begegnen wir mit dem Ausbau der Tenure-Track-Professuren und der substantiellen Reduzierung befristeter Mitarbeiter*innen-Stellen. Die Wissenschafts- und Hochschullandschaft ist immer noch vorwiegend männlich, weiß, westdeutsch und von Menschen aus akademischen Elternhäusern geprägt. Das wollen wir ändern, Anreize für wirkungsvolle Diversitätsstrategien schaffen und außerdem einen Frauenanteil von 40 Prozent auf allen Ebenen erreichen.

Wissenschaftsfreiheit verteidigen
Wir wollen weltweit verfolgte Wissenschaftler*innen und Studierende besser schützen, etwa durch einen europäischen Fonds. Es muss wirksamen Schutz gegen Anfeindungen geben, wie sie mittlerweile auch Forscher*innen und auch ausländische Studierende häufig erleben. Die Verteidigung der Wissenschaftsfreiheit muss zentraler Aspekt der Außenpolitik sein.