Meeresverschmutzung: Strohhalm in Schildkrötennase

 

„Helden der Meere“: Christian Weigand berichtete am vergangenen Mittwochabend in Wetzlar auf Einladung von Bündnis 90/Die Grünen in sehr besonderer Weise über seine Arbeit als Meeresschützer und davon, was das mit den Menschen vor Ort zu tun hat. „Der Meeresschutz fängt bei den Menschen vor Ort an“ – das ist eine der Kernaussagen des Themenabends mit Christian Weigand.

 

Das wurde bereits in den einleitenden Worten von Klaus Hugo, B90/Die Grünen Wetzlar, klar: „Plastikmüll ist ein Problem, in den Meeren und vor Ort. Es ist einfach zu viel.“ Zunächst nahm Weigand die etwa zwanzig Anwesenden jedoch mit auf eine Gedankenreise zum Mitempfinden: zum Sonnenaufgang beim Surfen vor der Küste Neuseelands – einemMoment, den er selbst erlebt hat und der seine Liebe für das Meer geweckt hat. In seinem informativen und mitreißenden Vortrag nimmt Weigand die Zuhörenden mit auf eine Reise durch die Ozeane und zeigt ihre Schönheit, aber auch Zerbrechlichkeit und Wichtigkeit auf. Saubere und gesunde Meere sind für Mensch und Klima von besonderer Bedeutung: sie dienen 13 Prozent der Weltbevölkerung als einzige Eiweißquelle, sie produzieren 70 Prozent des gesamten Sauerstoffs und nehmen wesentlichen Einfluss auf das weltweite Klima.

 

Emotionen motivieren Menschen zum Handeln

 

Mit seinem 2018 gegründeten Verein „Blue Awareness“ möchte Weigand ein verändertes Bewusstsein für die Meere schaffen. Er will in Menschen Emotionen wecken, weil Emotionen zum Handeln motivieren. In seinem Vortrag berichtet Weigand deshalb nicht nur von Zahlen wie den fünf Trillionen Plastikteilchen, die auf der Meeresoberfläche schwimmen. Er berichtet auch immer wieder von seinem eigenen Erleben, seinen Aktionen, den Menschen, die er getroffen hat und die ihn inspieriert haben und davon, wie er seine Idee entwickelt hat, zum Meeresschützer zu werden und andere Menschen dazu einzuladen „Helden der Meere“ zu werden, indem sie zu Hause vor Ort damit beginnen, beim Schutz der Meer zu helfen. Dabei zeigt er Bilder und Videos von leidenden und sterbenden Tieren: z. B. ein kleines Albatros-Küken, das mit vollem Magen verhungern musste, weil seine Eltern es mit Plastikteilen und nicht mit Fisch gefüttert hatten. Oder ein gestrandeter, verendeter Wal, aus dessen Leichnam Wissenschaftler 40 Plastiktüten holten. Oder einer Schildkröte, der ein Strohhalm in der Nase steckte.

 

 

Plastik wird nie mehr ganz verschwinden

 

Auch Plastik aus Deutschland landet im Meer. Deutschland exportiert jährlich 850.000 Tonnen Plastikmüll. Seit 2018 nimmt China keinen exportieren Müll mehr auf. Deshalb wird der Müll in Länder wie Indonesien oder Malaysia geschifft. Diese Länder sind ohnehin überlastet durch große soziale und ökologische Probleme, sodass der Müll dann im Meer landet. So lande auch deutscher Müll, aus „unseren gelben Säcken“, wie Weigand betont, im Meer. Deshalb bestehe auch der meiste Strandmüll aus Dingen unseres alltäglichen Lebens: Plastiktüten, Zahnbürsten, Strohhalmen, Wattestäbchen, etc.. Noch verheerender ist das durch allmähliche Zerkleinerung entstehende Mikroplastik, das die Größe von Sandkörnern hat. „Egal wo wir gesucht haben, wir haben Mikroplastik gefunden: Auf dem Mount Everest und in den Tiefen des Marianengraben.“ Tatsächlich ist Mikroplastik weltweit inzwischen so verbreitet, dass jeder Mensch pro Woche durchschnittlich Mikroplastik im Umfang einer EC-Karte zu sich nimmt.

 

Durch schrittweise Verhaltensänderungen Plastik im Alltag einsparen

 

Die Bilder führen plastisch vor Augen, dass auch die Menschen vor Ort Teil des Problems sind. Klar wird aber auch, dass sie alle ebenso Teil der Lösung werden können, indem der eigene Konsum von Plastik überdacht und ggf. über Einsparungen oder Recyclingsysteme umgestellt wird. „Und“, so betont Christian Weigand, „es ist kein Sprint, sondern ein Marathon.“ Es bedarf vieler kleiner, aber regelmäßiger Schritte, um mit dem eigenen Handeln einen Beitrag zur Rettung der Meere beizutragen und durch das eigene Beispiel andere zum Handeln zu motivieren.

 

Christian Weigand schließt nach lebhafter Diskussion über Einspar-Möglichkeiten von Plastik mit einem selbstgeschriebenen Gedicht über einen rotweißen Strohhalm, der in einer Schildkrötennase landet mit dem Fazit: „Jeder kann zum Helden der Meere werden, wenn alle anfangen das eigene Verhalten zu ändern.“

 

Christian Weigand bietet mit seinem Verein „Blue Awareness“ Vorträge und Projekte zum Thema Plastikmüllvermeidung für Erwachsene und Schüler an. Kontakt: chris@blue-awareness.com oder über mail@gruene-wetzlar.de.

Zusätzliche Informationen und Links

Christian Weigand studierte Betriebswirtschaftslehre in Marburg und Umwelt- und Ressourcenökonomie („Environmental and Ressource Economics“) in Kiel. In seiner Abschlussarbeit beschäftigte er sich mit der nachhaltigen Entwicklung der Ozeane.

 

 

Hier noch einige Links zu Plastikvermeidung

Artikel kommentieren

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert. Mit der Nutzung dieses Formulars erklären Sie sich mit der Speicherung und Verarbeitung Ihrer Daten durch diese Website einverstanden. Weiteres entnehmen Sie bitte der Datenschutzerklärung.