Ernte-Aktion „Gelbes Band“

Es ist Erntezeit und zum zweiten Mal startet in Wetzlar und Umgebung die bundesweite Ernteaktion „Gelbes Band“. Ziel der Aktion ist es die wertvollen (regionalen) Lebensmittel, die „zu gut für die Tonne“ sind, zu retten.

Wie schon in den letzten zwei Jahren laden gelbe Bänder an Obstbäumen und Sträuchern in und um Wetzlar zum kostenlosen Pflücken und Auflesen von Fallobst für den Eigenbedarf ein. 2021 hatte sich Wetzlar zum ersten Mal an der Aktion „Gelbes Band“ beteiligt. Obstbäume auf städtischen Flächen wurden gekennzeichnet und zum Ernten für alle Bürger*innen frei gegeben. Das Obst war in der Vergangenheit oft verfault, weil die Bürger*innen nicht wussten, ob sie das Obst ernten durften oder nicht.

Das gelbe Band lädt zum Obstpflücken ein

Die Idee dahinter ist einfach und gut: Damit die Früchte am Baum nicht ungenutzt verfaulen, können die Besitzer*innen von Obstbäumen und Obststräuchern das „Gelbe Band“ an ihre Bäume hängen. Damit zeigen sie: Du darfst kostenlos auf ihrem Grundstück Obst für Deinen Eigenbedarf ernten. Das Obst an den unmarkierten Bäumen darf nicht geerntet werden.

Die Stadt Wetzlar stellt ihre eigenen Obstbäume zur Verfügung. Vom 5. Bis 9. September wurden wieder einige hundert Obstbäume von der Stadt mit gelben Bändern markiert. Die meisten Bäume sind Apfelbäume. Es gibt aber auch Birnen-, Zwetschgen- und Walnussbäume. Die genauen Standorte könnt Ihr hier einsehen.

Der Ursprung: Wer hatte die Idee zuerst?

2019 startete der Landkreis Esslingen sein Ernteprojekt „Gelbes Band“ um Obst/Lebensmittel zu retten und gewann 2020 damit den „Zu gut für die Tonne! – Bundespreis in der Kategorie Landwirtschaft & Produktion“. Die Aktion inspirierte seitdem viele andere Bundesländer, Landkreise und Kommunen. Jede und Jeder kann mitmachen. Seit dem gibt es überall in Deutschland in der Erntezeit die Aktion „Gelbes Band“.

Worauf muss ich beim Pflücken achten?

Damit alle Freude an der Aktion haben, bitten wir Dich folgende Verhaltensregeln beim Ernten zu beachten:

Ernte ausschließlich von Bäumen und Sträuchern, die ein gelbes Band tragen. Denn nur deren Früchte wurden von den Besitzerinnen und Besitzern für die Ernte freigegeben.
Sei achtsam gegenüber der Natur und respektiere das Eigentum Anderer. Gehe behutsam mit den Obstbäumen um.
Ernte nur, was – ohne Benutzung von Leitern o. ä. – in Reichweite hängt oder lese die Früchte vom Boden auf.
Achte beim Betreten der Obstwiese auf Bodenunebenheiten, herumliegende Äste oder andere mögliche Gefahrenstellen.
Ernte nur so viel, wie Du tatsächlich verbrauchen kannst.
Prüfe, ob das Obst noch gut ist. Lasse Dich von einer braunen Stelle nicht abschrecken. Diese kannst Du einfach ausschneiden. Wasche die Früchte vor dem Verzehr gründlich ab.

Die Standorte der „Gelben Bänder“ werden zentral auf www.deutschland-rettet-lebensmittel.de angezeigt, um den Erntenden die Suche zu erleichtern. Schau einfach auf der Deutschlandkarte nach, ob in Deiner Nähe Bäume oder Sträucher zur Ernte freigegeben sind. Setze dafür den Filter auf „Gelbes Band-Standorte“.

So funktioniert es für die Obstbesitzer*innen:

Du besitzt Obstbäume oder Obststräucher und Du kannst die vielen Früchte nicht alle abernten und verwerten.
Dann markierst Du Deine Bäume und Sträucher mit einem gelben Band. Dieses signalisiert anderen: Hier dürfen Deine Früchte ohne Rücksprache mit Dir und für den eigenen Bedarf gepflückt und bereits von diesem Baum gefallenes Obst kostenlos aufgelesen werden.
Durch gemeinsame Materialien und Kommunikation kannst Du die Sichtbarkeit der Aktion erhöhen.
Bei Fragen kannst Du Dich an die Koordinierungsstelle Zu gut für die Tonne! wenden.
Den Standort Deines Obstbaums/Obststrauchs mit gelbem Band kannst Du hier auf der Deutschlandkarte eintragen lassen. So kann Dein Baum besser von Interessierten gefunden werden.

Warum gibt es die Aktion überhaupt?

Jährlich landen in Deutschland circa 11 Millionen Tonnen Lebensmittel in der Tonne – ein Großteil davon macht Obst und Gemüse aus. Um die Lebensmittelverschwendung zu reduzieren, müssen wir alle aktiv werden.

Die Ernteaktion verbindet die Obstbaumbesitzerinnen und -besitzer mit Verbraucherinnen und Verbrauchern und lenkt den Blick auf regionales und saisonal verfügbares Obst. Durch das eigene Abernten und Auflesen des Obstes bekommen die Verbraucherinnen und Verbraucher einen direkten Bezug zu diesen Lebensmitteln und werden für einen bewussteren, wertschätzenden Umgang mit Lebensmitteln sensibilisiert.

Das langfristige Ziel der Vereinten Nationen, dem sich auch Deutschland verpflichtet hat, ist es, die Lebensmittelverschwendung bis 2030 auf Einzelhandels- und Verbraucherebene zu halbieren und entlang der restlichen Lebensmittelversorgungskette zu reduzieren.

Achtung!

Den Tatbestand des „Mundraubs“ gibt es schon seit 1975 nicht mehr. Wer Obst von Bäumen pflückt, die nicht mit einem gelben Band markiert sind, stiehlt das Obst schlichtweg und kann strafrechtlich verfolgt werden. Wenn beim Ernten auch noch Zäune überwunden werden, kommt noch Hausfriedensbruch als Straftatbestand hinzu.