Umwelt- und Naturschutz Der Schutz der biologischen Vielfalt und der verschiedenen Lebensräume ist neben dem Klimawandel die größte ökologische Herausforderung in unserer Zeit. Eine intakte Umwelt ist unsere Lebensgrundlage und Voraussetzung für ein gesundes Leben. Biodiversität ist die Basis für saubere Luft und klares Wasser, für die Produktion von Lebensmitteln wie auch Medikamenten, für die Anpassungsfähigkeit an veränderte Umweltbedingungen und die menschliche Erholung in der Natur. Viele Schätze der Natur sind noch unentdeckt und drohen vor ihrer Entdeckung bereits wieder vernichtet zu werden. Wir Menschen brauchen die biologische Vielfalt, wir tragen die Verantwortung und haben die Verpflichtung zu ihrem Schutz – für uns, aber auch um ihrer selbst willen. Unser Ziel ist es deshalb, die Vielfalt an Arten und Lebensräumen in Wetzlars ländlichen Räumen und im Stadtgebiet wieder zu erhöhen und die Landwirtschaft nachhaltig zu gestalten. Der Erhalt bzw. die Wiederherstellung gesunder und erosionsresistenter Böden ist eine wichtige Aufgabe. Auch dem Schutz von Grundund Oberflächenwasser, insbesondere von Lahn und Dill, gilt unsere besondere Fürsorge. Die Vielfalt der Arten und damit die Natur schützen Für viele Leistungen innerhalb von Ökosystemen sind Insekten unverzichtbar. Durch die Bestäubung fast aller Wild- und Kulturpflanzen tragen sie maßgeblich zu deren Vermehrung bei. Sämereien, Obst und Nüsse sind nicht nur Nahrung für die vielen pflanzenfressenden Tierarten. Sie sind auch ein wesentlicher Bestandteil der gesunden Ernährung von uns Menschen. Insektenvielfalt ist deshalb ein Teil unserer Lebensgrundlage. Für uns GRÜNE ist Artenschutz ein wichtiges Ziel, für das wir uns besonders stark machen. Ökologie im Stadtgebiet Mit dem seit 2018 laufenden Projekt Wetzlars Wilde Wiesen wird bereits eine der Ursachen für den dramatischen Rückgang der Zahl und Vielfalt von Fluginsekten bekämpft: Es werden vermehrt Blühflächen für (Wild-)Bienen und andere Fluginsekten zur Verfügung gestellt, wie beispielsweise am Germanenweg/ Stoppelberger Hohl, am Dahlheimer Kreisel, am Klinikum Lahn-Dill, im Westend oder an der städtischen Kläranlage, wo gebietsheimisches Wildblumensaatgut ausgebracht wurde. Auch auf den Friedhöfen der Stadt werden ungenutzte Flächen zu blühenden Wiesen verwandelt, kleine Teiche angelegt und Nistkästen aufgehängt. In den parkartigen Bereichen der Friedhöfe hat sich die Biodiversität inzwischen deutlich erhöht, sodass eine Kartierung dieser Vielfalt dringend nötig ist, um weitere passende Maßnahmen starten zu können. Wichtig ist uns GRÜNEN dabei auch die Bürger*innen über aufgestellte Informationsschilder, die Presse oder durch Führungen zu informieren, um die Akzeptanz für Maßnahmen auf den Friedhöfen zu fördern. Dachbegrünungen gehören seit Jahrzehnten zum modernen Städtebau. Sie wärmen im Winter und kühlen im Sommer die darunter liegenden Wohnungen oder Büroräume und verbessern so das Raumklima. Die Dachabdichtung wird vor schädlicher UV-Strahlung geschützt und die Lebensdauer der Dächer erhöht. Gleichzeitig sind begrünte Dächer ein Mehrwert auch für die Allgemeinheit. Bei den immer häufiger werdenden Starkregenereignissen dienen sie als vorübergehender Wasserspeicher. Sie entlasten dadurch die Kanalisation und tragen darüber hinaus zu einem besseren und kühleren Klima in der Stadt bei. Die Pflanzen wirken als Feinstaubfilter und Sauerstoffproduzenten und tragen wie alle Pflanzen in Wetzlar zu besserer Luftqualität in der Stadt bei. Auch die Artenvielfalt im Stadtgebiet wird über eine Dachbegrünung gefördert. Heimische Pflanzenarten bieten auch auf den Dächern Lebensraum für Insekten und tragen deshalb zur Förderung der Artenvielfalt im Stadtgebiet bei. Wir GRÜNE fordern deshalb, dass Dachbegrünungen mit heimischen Pflanzenarten bei Neubauten auch im privaten Bereich zur Pflicht werden. Wir fordern zudem, dass bereits bestehende Gründach-Pflichten wie beim Stadtumbau Hessen überprüft werden. Vorgaben in der Bauordnung dürfen nicht aufgeweicht werden; die korrekte Umsetzung der Bauordnung muss kontrolliert werden. Zum Insektenschutz gehört jedoch nicht nur das Zur-Verfügung-Stellen von Lebensräumen. Insektenschutz bedeutet gerade auch im städtischen Bereich Beleuchtung zu optimieren. Eine von vielen Ursachen für den dramatischen Rückgang von Insekten ist ein Zuviel an Licht zur falschen Tageszeit. Die Reduktion von zu viel Licht schützt nicht nur die Natur, sondern senkt auch den Energiebedarf und damit den Verbrauch von Ressourcen. Wir setzen uns deshalb dafür ein, dass für Wetzlar ein Lichtkonzept erstellt und umgesetzt wird (siehe auch Energie- und Klimaschutz). Damit im Stadtgebiet für Flora und Fauna auch in heißen Sommern genügend Wasser zur Verfügung steht, wollen wir dafür sorgen, dass Wasser auf natürliche Weise gespeichert wird. Vertiefungen in Grünflächen sollen als natürliche Wasserspeicher das wertvolle Wasser von schnellem Abfluss zurückhalten. Um begrenzte Trinkwasserressourcen zu schonen, setzen wir uns außerdem dafür ein, dass für neue Wohngebiete eine Zisternenpflicht eingeführt wird. Um die Lebens- und Brutbedingungen speziell von Vögeln und Fledermäusen zu verbessern, wollen wir für Nistmöglichkeiten im gesamten Wetzlarer Stadtgebiet sorgen. Wetzlars (Wasser-)Landschaften pflegen und entwickeln Wetzlar ist geprägt durch Lahn und Dill. Ihre Auen sind besonders schützenswert. Bestehende Landschafts- und Naturschutzgebiete wollen wir zukünftig weiter betreuen und uns für die Erhöhung der geschützten Flächenanteile einsetzen. Auf GRÜNE Initiative hin hat die Umsetzung der EU-Wasserrahmenrichtlinie begonnen. Im Januar 2020 wurden der Wetzbach und der Welschbach in das Förderprogramm des hessischen Umweltministeriums „100 Wilde Bäche für Hessen“ aufgenommen. Sie werden naturnah umgestaltet, sodass die Vielfalt von Flora und Fauna in diesen Gebieten nachhaltig gefördert wird. Bevor mit konkreten Naturschutzmaßnahmen für den Blasbach begonnen werden kann, ist ein Gutachten zu seiner Hochwassersituation notwendig. Wir setzen uns dafür ein, dass das zeitnah durchgeführt wird. Bereits 2004 wurden Renaturierungsmaßnahmen in der Lahnaue im Bereich Garbenheim und Naunheim beschlossen. Auch beim Projekt Lahnschlinge bei Dutenhofen konnten von vier Bauabschnitten bereits zwei realisiert werden. Eine naturnahe Gestaltung der Dill-Spitze und des südlichen Bodenfelds sind beschlossen und müssen nun konkretisiert werden. Der Beschluss für ein Biotopentwicklungskonzept für die Steindorfer Aue muss noch gefasst werden. Durch diese umfangreichen Renaturierungsmaßnahmen wollen wir den ökologischen Wert auch dieser Landschaften steigern und das Wiederansiedeln von Arten anstoßen und fördern. Grünflächen und Streuobstwiesen wollen wir zusammen mit der Landschaftspflegevereinigung Lahn-Dill etablieren. Ein Projekt, das die Bestände kartiert und in Pflege bringt, ist im Jahr 2020 angelaufen. Damit sichern wir die Obstbaumbestände der Stadt und geben die Früchte der Obstbäume an die Wetzlarer Bürgerinnen und Bürger zum selbst Ernten weiter. Die Kühmark, ehemaliger Truppenübungsplatz der Spilburg-Kaserne östlich von Leica Camera, auf der sich in den letzten Jahrzehnten ein besonderes Artenspektrum entwickeln konnte, muss perspektivisch wieder unter Schutz gestellt werden. Wir achten darauf, dass ein baulicher Lückenschluss zwischen Spilburg und Gewerbegebiet Münchholzhausen- Nord unterbleibt und damit die Zerschneidung der Landschaft vermieden wird. Dadurch bleibt ein Wildtierkorridor sowie eine Frischluftschneise für die angrenzenden Wohngebiete erhalten. Lebensraum Wald Wälder sind Lebensraum für vielfältige Tier- und Pflanzenarten sowie wichtige CO2-Senken. Sie sind auch Erholungsgebiet für uns Menschen und Holzlieferanten. Unser Ziel ist es, ökologisch wertvolle und widerstandskräftige Wälder zu entwickeln, die mit den Veränderungen des Klimawandels zurechtkommen und gleichzeitig ihre Funktionen für die Stadt erhalten. Der Stadtwald in Wetzlar dient der Wetzlarer Bevölkerung als Erholungswald. Davon sind 30 ha durch das Fichten- und Kiefernsterben im Jahr 2020 verloren gegangen. Wir GRÜNE wollen auf dieser Fläche eine gelenkte Sukzession zulassen: Es soll eine Naturverjüngung ermöglicht werden, bei der sich eine natürliche Waldstruktur entwickeln kann. In diese Entwicklung wird nur eingegriffen, wenn sich invasive Arten anzusiedeln und zu vermehren drohen. In der Folge kann sich ein gesunder und artenreicher Laubmischwald entwickeln. Damit unsere Wälder für die kommenden Generationen gesund und erhalten bleiben, soll die Forstwirtschaft nach ökologischen und sozialen Kriterien betrieben und durch Waldzertifikate nach FSC gekennzeichnet werden. Entsprechend der Biodiversitätsstrategie sollen zum Schutz der Artenvielfalt etwa 10 % der Wetzlarer Wälder aus der forstwirtschaftlichen Nutzung genommen werden. Begrünte Stadt Die Wetzlarer Grünanlagen und Parks sind zentrale Bestandteile der Stadt und haben wichtige Funktionen. Das Stadtgrün trägt durch CO2-Speicherung zum Klimaschutz bei, es schafft Frisch- und Kaltluftschneisen und sorgt für Luftaustausch, Abkühlung durch Verdunstung und Schatten. Es leistet damit einen bedeutenden Beitrag zur Lebens- und Aufenthaltsqualität der Menschen in Wetzlar. Stadtgrün trägt darüber hinaus zum Erhalt der Biodiversität bei. Um diese weiter zu verbessern, setzen wir uns dafür ein, dass neben Wetzlars Wilden Wiesen in städtischen Anlagen mehr artenreiches Grün wie Staudenbeete und heimische Gehölze kultiviert wird. Wir befürworten und fördern auch Maßnahmen wie Fassadenbegrünungen und Blumenkübel an städtischen Gebäuden bzw. Gebäuden von Wohnungsbaugesellschaften. Landwirtschaft extensiver betreiben Um die Tier- und Pflanzenwelt unserer Natur besser zu schützen, muss auch die Landwirtschaft ökologische Zusammenhänge stärker berücksichtigen. Grünland und Äcker sind wichtige Lebensräume für viele, inzwischen oft seltene Tier- und Pflanzenarten. Im Dialog mit den Landwirt* innen wollen wir eine naturverträgliche und nachhaltige extensive Landwirtschaft fördern und entwickeln, damit die Lebensräume für Feldlerchen, Braunkehlchen und Co erhalten bleiben. Dabei werden wir auch darauf achten, dass die Ausweitung landwirtschaftlich genutzter Flächen auf ökologisch wertvolle, der Allgemeinheit gehörende, artenreiche Wegsäume unterbleibt. Erosions- und Bodenschutz Erosions- und Bodenschutz sind zentraler Umweltschutz. Versiegelungen wirken sich negativ auf das Klima aus. Der beste Schutz vor Wasser- und Winderosion ist ein das ganze Jahr über mit Pflanzen oder Pflanzenrückständen bedeckter Boden. Jede Maßnahme in der Fläche betrifft immer auch den Boden. Der Erhalt des Umweltmediums Boden ist für Klimaanpassung und Siedlungsentwicklung von zentraler Bedeutung. Für Wetzlar wurde ein vollständig vom Umweltministerium Hessen finanziertes Bodenschutzkonzept entwickelt. Es gibt Auskunft u. a. darüber, wo sich besonders wertvolle und deshalb schützenswerte Böden befinden oder wo mit Wasserspeicherpotential des Bodens gerechnet werden darf. Ziel dabei ist nicht nur, dass Wetzlar mit seinen Böden adäquat und nachhaltig umgeht, sondern auch, dass das Konzept als Musterbodenkonzept allen hessischen Kommunen zur Verfügung gestellt wird. Aufgaben zum Bodenschutz können zukünftig ämterübergreifend in Angriff genommen werden. Wir GRÜNE unterstützen die Umsetzung des Bodenschutzkonzepts und setzen uns insbesondere dafür ein, dass der Flächenverbrauch reduziert wird. Konkreter Bodenschutz für Wetzlar bedeutet, dass bekannte Schadstoffbelastungen von Böden innerstädtischer Grundstücke beseitigt werden müssen. Wir fordern zudem eine bodenschonende Erschließung von Neubaugebieten. Mehr Informationen Alle unsere Themen findest Du auch gebündelt in unserem Wahlprogramm zur Kommunalwahl 2021.