So ein Dilemma! – Braucht Wetzlar ein neues Gewerbegebiet ?

So ein Dilemma!

Braucht Wetzlar ein neues Gewerbegebiet ?

Uns Grünen fällt es nicht leicht, einem neuen Gewerbegebiet zuzustimmen. Jeden Tag wird in Hessen eine Fläche von ca. 3 ha verbraucht zur Schaffung von neuen Siedlungs- und Verkehrsflächen. Dabei gehen immer mehr wald- und landwirtschaftlich genutzte Flächen verloren. Oft sind diese Flächen unter naturschutzfachlichen und ökologischen Gesichtspunkten nicht unbedeutend. Das gesteckte Ziel zur Einschränkung des Flächenverbrauchs (für 2020 in Hessen nur noch 2,5 ha/Tag) wird wohl kaum zu erreichen sein. Wollen wir das wirklich?

Aktuell verfügt die Stadt Wetzlar nur noch über kleinere Flächen in den bestehenden Gewerbegebieten. Sie würde in naher Zukunft Ansiedlungswilligen keine geeigneten Flächen zur Verfügung stellen können. Deshalb soll eine neues Gewerbegebiet im Norden von Münchholzhausen aufgelegt werden.

Münchholzhäuser Bürger wehren sich gegen das Gewerbegebiet. Aber ohne verfügbare Fläche keine Ansiedlung von Betrieben und ohne Betriebe keine neuen Arbeitsplätze und keine zusätzliche Gewerbesteuer für den städtischen Haushalt.

Hier wird das Dilemma, in dem wir stecken, sichtbar: einerseits wollen wir möglichst keinen weiteren Flächenverbrauch und andererseits soll genügend Geld in den städtischen Haushalt fließen, um die notwendigen Instandhaltungen und Sanierungen, die zum Teil seit mehr als zehn Jahren anstehen, durchführen zu können. Wir müssen außerdem sicherstellen, dass auch zukünftig unsere zahlreichen dauerhaft anstehenden Pflichtaufgaben bezahlt werden können.

 

Warum das Gewerbegebiet im Norden von Münchholzhausen ?

Am 25.11.2004 wurde das städtebauliche Konzept Münchholzhausen-Dutenhofen mit den Stimmen der damaligen Koalition aus CDU, FDP und FW  beschlossen. Dabei war nördlich der L 3451 ein Gewerbegebiet vorgesehen und zwar in dem Bereich, in dem die Stadt aktuell weitere Grundstücke aufkauft. Schon damals hatte sich der Ortsbeirat Münchholzhausen gegen das Gewerbegebiet ausgesprochen. Trotzdem wurde entsprechend dem damaligen Beschluss der Stadtverordnetenversammlung das Gebiet im Regionalplan Mittelhessen 2010 als Vorranggebiet für Industrie und Gewerbe ausgewiesen. Damit wurde die Voraussetzung geschaffen, für dieses Gebiet die Bauleitplanung in Gang zu setzen. Der aktuelle Ankauf von Grundstücken der Stadt erfolgt     auf Grund dieser Festlegung. Der erste Ankauf erfolgte bereits im Jahr 2011, damals einstimmig mit den Stimmen der CDU.

 

Die Lage des Gewerbegebietes ist verkehrstechnisch günstig, da ein direkter Autobahnanschluss besteht und kein zusätzlicher Verkehr durch die Stadt oder durch Münchholzhausen notwendig sein wird. Bevor es an die Umsetzung des Gewerbegebietes geht, müssen noch einige Phasen der Bauleitplanung durchlaufen werden. Der Flächennutzungsplan muss geändert werden (im aktuell gültigen ist die Fläche als landwirtschaftliche Fläche gekennzeichnet), der Bebauungsplan muss aufgestellt und notwendige Gutachten müssen erstellt werden. Bei all diesen Schritten haben sowohl die Bürger wie auch die Träger öffentlicher Belange die Möglichkeit zur Stellungnahme.

 

Die Suche nach einer alternativen Fläche ändert nichts am Flächenverbrauch, verzögert aber die Möglichkeit zu neuer Gewerbeansiedlung um Jahre. Dies bedeutet unter Umständen verlorene Gewerbesteuereinnahmen, da sich Firmen in anderen Kommunen ansiedeln. Zusätzliche lokale Arbeitsplätze würden nicht entstehen. Pendler, die einen heimatnahen Arbeitsplatz bekommen hätten und zu Fuß, mit dem Fahrrad oder dem Bus nach Münchholzhausen gekommen wären, belasten weiterhin den Berufsverkehr.

 

All diese Gesichtspunkte müssen sorgfältig abgewogen werden. Wir wollen uns deshalb dafür einsetzen, dass in dem geplanten Bereich ein ökologisch nachhaltiges Gewerbegebiet entsteht. Begrünung von Dächern und Fassaden, so wenig wie möglich versiegelte Flächen, Verwendung einheimische Pflanzen, Förderung der Artenvielfalt. Es gibt bereits einige Beispiele für ökologische und nachhaltige Gewerbegebiete. Bei gutem Willen aller Beteiligten geht das auch in Wetzlar.

Dr. Heidi Bernauer-Münz

Dr. Barbara Greis

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